5 Tuerchen Adventskalender

Fortsetzung von Türchen 2

Der mutige Kater



Ganz leise und vorsichtig, um ja kein Geräusch zu machen, tapste er in Richtung Ausgang.

"Miau?" mauzte seine Schwester "was ist denn los?"
"Nichts, schlaf weiter" raunte er ihr zu.
Sie drehte sich wieder einmal im Kreis, legte ihre Schnauze wieder an ihr Hinterteil
und schlief einfach wieder ein.
"Na, so was. Sonst tut sie nie, was ich ihr sage" wunderte sich das kleine Katerchen. 

Draußen war der Mond ganz rund und klar am Himmel zu sehen.
Von seiner Mutter allerdings keine Pfote und kein Barthaar.
Ganz langsam bewegte er sich in Richtung des großen Sees,
der jetzt ganz in schwarz vor ihm lag.

Mit leisen Tatzenschritten schlich er sich ganz geduckt
immer näher an die Gestalt heran, die dort schemenhaft auszumachen war.
Der See schimmerte im Mondlicht wie poliert
und die Wellen plätscherten ganz leise ans Ufer.
Er konnte nur Umrisse erkennen, aber seine Mutter erkannte er sofort.
Sie saß aufrecht, ihren Schwanz schützend um sich herum geschlungen
und starrte aufs Wasser.

Auf leisen Pfoten, ganz geduckt schlich er sich an seine Mutter heran,
um sie nicht zu erschrecken, mauzte er schon von weitem ganz leise.
Seine Mutter reagiert überhaupt nicht, sie schien wie erstarrt
und starrte wie gebannt auf den See.

"Mama, Mama? " mauzte der kleine schwarze Kater. "Was ist denn? Hörst du mich?".
Seine Mutter reagierte nicht auf ihn, sie war ganz abwesend.
Sie drehte sich ganz langsam zu ihm um, schien aber durch ihn hindurch zu sehen.
Sie nahm ihn überhaupt nicht wahr.

Dann stand sie geschmeidig auf, regte sich einmal und ging in Richtung Wasser.
Sie setzte erst eine Pfote, dann die andere in das nasse Element
und ging ganz langsam in den See.
Sie schien überhaupt nicht zu merken, dass es viel zu kalt war
und sie war schon bis zur Hälfte mit den Vorderpfoten im See,
als ihr Sohn eiligst auf sie zusprang.
"Mama, nein, nicht. Du bist im Wasser, hörst du mich nicht?"

Der kleine Kater schrie seine Mama an,
versuchte hinter ihr her zu laufen, aber das Wasser war soo kalt und er soo klein.
Er tapste hinter ihr her, schluckte schon Wasser und rief in seiner Panik laut um Hilfe.

"Hilfe, Mama, ich ertrinke." rief er seiner höchsten Not. "Bitte, bitte hilf mir"
Als wenn sie aus einer Trance erwachte, drehte sich seine Mutter zu ihm um
und erkannte ihn.
Blitzschnell erkannte sie die Gefahr, in der sie beide schwebten.
Ihr kleiner schwarzer Kater strampelte und miaute gleichzeitig,
konnte sich aber nicht oberhalb des Wassers halten.
Sie stand schon bis zur Brust im eiskalten Wasser, aber sie drehte sich blitzschnell um,
biss ihrem Sohn in den Nacken und trug ihn aus der Gefahrenzone.

Am Ufer ließen sich beide erstmal völlig erschöpft in den Sand sinken,
schnauften und holten erstmal Atem.
Sie waren völlig durchnässt und froren erbärmlich.
Sie kuschelten sich aneinander und seine Mama legte ihn erst mal gründlich ab.
Ihr Sohn lachte und weinte gleichzeitig und fragte seine Mutter was denn passiert sei?

"Das weiß ich auch nicht" meinte die Mama und schüttelte den Kopf,
" ich muss wohl von dem Mond hypnotisiert worden sein.
Und irgendetwas hat mich in den See gerufen.
Aber du hast mir das Leben gerettet,
wenn du nicht so mutig in das Wasser gesprungen wärst,
dann wäre ich ertrunken.
Mein kleiner tapferer großer Kater!
Ich bin so stolz auf dich."

Sie nahm ihn in die Vorderpfoten und leckte ihn ganz schnell trocken.
In diesem Moment nahm der schwarze Kater eine Bewegung im Wasser wahr,
ganz dicht am Ufer des Sees. Neugierig schlich er sich an das komische Ding ran.
"Sei vorsichtig" raunte seine Mutter ganz leise.
"Ja, ja. Ich pass schon auf" flüsterte er zurück.
Eine kleine Fischschnute schaute aus dem Wasser heraus und sprach mit ihm.
" Du bist ein kleiner mutiger Kater und für die Rettung deiner Mutter steht dir eine Belohnung zu."

"Bist du das Seeungeheuer?"staunte der schwarze Kater" du siehst ja echt unheimlich aus."
" Ja" antwortete die seltsame Gestalt
"und weil du so mutig warst, hast du einen Wunsch frei.
Du kannst ihn jederzeit einlösen, wenn du mal Hilfe brauchst oder Fragen hast.
Du brauchst nur nach mir hier am See zu rufen. Ich höre dich dann schon."
Und mit einem eleganten Rückenschwimmer drehte sich schwimmende Gestalt um
und schwamm in die Mitte des großen schwarzen Sees.

"Au Backe, der sah ja echt unheimlich aus." wunderte sich der kleine schwarze Kater,
drehte sich zu seiner Mutter um, kuschelte sich an sie
und zusammen gingen sie schnell zu ihrer warmen Höhle.

Der mutige Kater war so erschöpft, das er sofort an seiner Mutter gekuschelt einschlief
und noch nicht mal erwachte, als seine Geschwister am Morgen laut miauend aus der Höhle liefen.

Seine Mutter drehte sich lächelnd zu ihm um
und schaute stolz auf ihren schlafenden Sohn.

Ende.


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© Eine erfundene Geschichte von S.Rehling