Fortsetzung von Türchen 12!

Als er ganz langsam wieder zu sich kam, fühlte er sich gar nicht wohl.
Es tat ihm alles weh, er konnte nicht richtig gucken, weil er einen Schimmer
vor den Augen hatte.
Er wusste nicht, wo er war.
Alles war voller fremder Gerüche. Sein kleines Herz schlug wie verrückt.

Langsam erhob er sich und stieß mit seinen Kopf an etwas an.
Verdutzt schaute er nach oben, aber er sah nur ein Gitter,  aber das war ganz um ihn rum.

Noch etwas benommen versuchte er aufzustehen, aber das schaffte er nicht. Also ließ er sich erschöpft wieder nieder.

Der kleine Kater lag ganz allein hinter einem Gitter und fühlte sich allein und hilflos. 
Wenn er doch nur was fressen könnte, sein Hunger war so groß, aber er trank nur etwas Wasser, das stand in einem Napf vor ihn.
Dann ging auf einmal die Tür auf und eine freundliche Stimme sprach mit ihm.

Er machte sich ganz klein in dem Käfig, fauchte und spuckte, aber er konnte sich der Hand, die ihn ergriff nicht entziehen.

Die Hand hob ihn aus dem Käfig und sprach trotzdem noch beruhigend auf ihn ein.

Er ergab sich, schaute sich aber nach einer möglichen Fluchtmöglichkeit um.
Er wurde wieder auf den großen kalten Tisch gesetzt und eine Hand hielt ihn fest.

Er knurrte ganz leise, konnte aber nichts machen. Nach der aufwendigen Untersuchung,
wo sie ihm in die Augen, in die Ohren und ins Mäulchen geschauten, setzen sie ihn wieder in den Käfig.
Er bekam ein wenig Futter vorgesetzt, welches er schnell auffraß und dann schlief er einfach ein.

Er erschrak, als es ganz fürchterlich ruckelte, er mauzte leise und fauchte, aber es ruckelte immer noch.
Der Käfig bewegte sich und er konnte nicht raus. Er war panisch, er schrie und fauchte,
aber er war immer noch gefangen.
Hätte er doch nur nicht seinem Hunger nachgegeben, dann wäre er jetzt noch in der kalten,
nassen Scheune, aber er wäre frei und nicht in diesem wackelnden Ding.

Dann endlich nach kam der Käfig zum stehen und die Tür von seinem Gefängnis ging auf.
Ganz vorsichtig setzte er eine Pfote vor die andere und mit der Nase schnuppernd voran, schlich er ganz geduckt aus dem Gitter.
Er schnupperte, sah sich schnell um und flüchtete mit einem Riesensprung in die nächste Ecke hinter einem Kratzbaum.
Dort blieb er erst mal sitzen, schaut sich nervös um und machte sich ganz klein.
Es kam eine Frau ins Zimmer, die brachte einen Futternapf mit leckerem Futter und einen Napf mit Wasser.

Sie stellte alles in seiner Nähe hin und sprach mit leiser Stimme auf ihn ein.
Er war aber viel zu durcheinander und hatte große Angst.
Alles war so fremd, er war allein, er wusste nicht wo er war und alles roch so anders.

Sie ging wieder raus und er schnupperte an dem Futter. Er fraß alles auf, weil er völlig ausgehungert war,
dann schlapperte er etwas Wasser und machte sein Geschäft in eine viereckig Kiste.
Satt und zufrieden war der kleine wilde Kater endlich und er versteckte sich in den runden Ding,
weil er sich dort sicher fühlte. Mit eingezogenen Pfoten schlief er einfach ein.

Am nächsten Morgen kam wieder die Frau in sein Zimmer, stellte ihm das Futter hin
und sprach leise auf ihn ein. Er lauschte gespannt ihrer Stimme, er verstand sie nicht,
aber er merkte, das sie ihn nicht böses antun wollte.
Er war aber so verängstigt und er war allein.
Nichts war ihm vertraut, aber er wurde satt, es war warm und trocken.
Hier regnete es nicht durch, kein anderer Kater fauchte ihn an oder wollte ihn von seinem Platz vertreiben.

So langsam erkundete er sein neues Zuhause. Allerdings nur wenn er allein im Raum war,
denn wenn die Tür aufging, flüchtete er immer ganz schnell in sein Versteck.
Kam ihm die Frau zu nahe, fauchte und spuckte er sie an. Er wollte ihr nicht weh tun,
aber er wollte ihr mitteilen, das er Angst hatte und er nun mal auf katzenart so reagierte.
Sie schien es irgendwie zu verstehen, denn sie zuckte nur am Anfang immer noch zurück,
dann aber erzählte sie ihm mit leiser Stimme immer nette Geschichten.

Sie saß auf dem Fußboden und er musste um an den Futternapfzu kommen, an ihr vorbei.
Ganz langsam traute er sich aus seinem Versteckt und er fraß, obwohl sie daneben saß.
Sie wollte auch mit ihm spielen, denn sie wedelte mit einem Stock an dem eine Schnur dran war, vor seiner Nase rum.
Spielen kannte der kleine Kater nun gar nicht, denn das gehörte leider nicht zu seinem bisherigen Leben.

Sie brachte ihm kleine Leckerlies mit, die er nur fressen konnte, wenn er sich ihr näherte.
Zum Schluss nahm er allen Mut zusammen und nahm ihr die Leckerliestange aus der Hand.
Sie hielt ihm immer ihre Hand hin und er schnupperte und fasste Vertrauen zu ihr.
Obwohl es ihm unheimlich und fremd war in einem geschlossenen Raum zu sein,
ohne einfach in die Natur zu gehen.

Er verstand irgendwie, das es für ihn im Moment am besten war,
weil er noch zu klein war, um sich allein in der Freiheit durchzuschlagen.

Er wurde mit der Zeit zutraulicher, sein Fell wurde ganz weich und er wuchs.

Sein Körper war nicht mehr so geschwächt, das Bauchweh und Grummeln war weg.
Er fühlt sich gut und freute sich darauf, das die Tür aufging und die Frau endlich reinkam.

Nach einiger Zeit war er so mutig und lief nicht gleich weg, wenn sie ihre Hand über seinen Rücken streifen ließ.
Es gefiel ihm sogar und nach einiger Zeit durfte sie ihn sogar streicheln.

Mittlerweile schmuste er mit ihr, sie versorgte ihn gut und er lernte ihre anderen Katzen im Haus kennen.
Er vertrug sich mit ihnen gut, obwohl einer dabei war, der immer etwas grob zu ihm war.
Er erkundete das Haus, fügte sich in die Katzenfamilie ein und es ging jeden Tag besser
und besser.
Er dachte nur noch ganz selten an die alte Scheune, dem nassen Boden in seinem Versteck
und an die anderen Katzen, die dort immer noch jeden Tag ums Überleben kämpfen.

Er durfte im ihrem Bett schlafen, mit den anderen Katzen spielen, bekam jeden Tag ein leckeres Fresschen
( mehrmals am Tag) und er musste nicht mehr um das Futter kämpfen.

So konnte sein Leben immer sein, so wollte er alt und grau werden. Seinen Kindern konnte
er von seinem Leben nicht erzählen, denn er wurde kastriert.
Er wurde aber auch geimpft, bekam was gegen seine Würmer im Bauch und würde ohne Angst und Furcht erwachsen werden.

Übrigens heißt er Leonardo, liebt das Leben in vollen Zügen und das Spielen hat er auch gelernt.
Er ist jetzt fast 5 Monate alt und ist gesund, verschmust und lebenslustig, wie jede Katze es sein sollte.

Ende!



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© Silvia Rehling 11. 2007