Der wilde Kater, der keiner war

Er lebte auf einem Hof mit so vielen Katzen und Kater,
das er sie nicht alle kannte.
Es war ein Überlebenskampf, jeden Tag auf neue, denn Futter war bei so vielen Streunern nicht im Überfluss vorhanden und die Reste des Menschenfutters, die der Mann ab und zu auf die Steine warf,
reichten nicht für alle.

Er war der kleinste in der Katzengruppe und musste viel einstecken.
Es war nicht genug Fressen für alle vorhanden, viele wurden krank. Niemand kümmerte sich um sie, sie hatten alle Würmer und Flöhe, die ihnen zu schaffen machten.
Dann bekamen einige ganz eitrige Augen und es lief aus der Nase raus. Sie steckten sich gegenseitig an und die Babys starben und viele Katzenmütter, weil sie einfach zu schwach waren.

Sie hatten zwar ein Dach über dem Kopf, aber es regnete durch, fast alles war nass und kalt.
Die großen Kater kämpfen um das beste Revier und verletzen sich sehr oft dabei.
Die offenen Wunden entzündeten sich und eiterten. Es zehrte an den Kräften und niemand half ihnen.

Der kleine wilde Kater überlebte irgendwie, er war ängstlich und machte sich ganz klein, aber er hatte so grossen Hunger.
Es wurde Herbst, es war kalt und nass und die Flöhe piesackten ihn. Seine Mutter war kurz nach seiner Geburt weggegangen und kam nicht wieder. Aber eine andere Katze kümmerte sich um ihn. Sie hatte selbst noch 6 Babys zu versorgen. Sie war schwach und krank, zwei ihrer Babys starben, weil sie nicht genug Milch für alle hatte. Nun hatten die anderen eine Überlebenschance.

Er war schon größer und musste selbst Mäuse fangen. Leider waren die älteren Katzen immer schneller als er. Er konnte,
wenn er schnell war, die Reste stibitzen. Aber das war einfach nicht genug.

Als fremde Menschen auf den Hof kamen, brachten sie so komische Geräte mit und darin lag Fressen. Es duftete verführerisch und er war so hungrig.
Er sah wie ein großer grauer Kater unbedingt das Futter wollte. Er roch nicht die Gefahr und schlich ganz langsam und vorsichtig in das komische Ding.

Als er am Futter war, schepperte es ganz fürchterlich und er wollte in Panik wieder raus springen. Aber der Ausgang war versperrt, er saß in der Falle. Er tobte und schrie, aber es gab kein Entrinnen. Die Stahlkammer wurde sein Verhängnis.

Die Menschen legten eine große Decke auf das Ding, damit es dunkel wurde, aber der große Graue wollte sich gar nicht beruhigen. Er mauzte ganz laut, als wollte er alle warnen, sich vor dem Ding fernzuhalten.

Leider war der Hunger größer und es wurden noch 8 Katzen eingefangen. Wo sie hinkamen und was mit ihnen geschah wusste niemand.
Und wie sollte es auch anders sein, der kleine wilde Kater konnte dem Geruch auch nicht widerstehen.
Er wollte überleben, er war ein Kämpfer und musste fressen.

Er wurde aber wieder aus der stählenden Falle befreit. Er kam in einen Kasten mit vielen Löchern, wo wirklich was zu Fressen stand. Er schnupperte ganz vorsichtig und dann fraß er ganz hektisch und schnell.

Es roch ganz komisch, dort wo er jetzt war und viele Leute mit lauten und leisen Stimmen,
mit vielen Tieren gingen ein und aus. Er hatte furchtbare Angst, was wohl mit ihm geschehen würde? Würde er jetzt seine Mama wieder sehen? Oder würde sein kurzes Katzenleben hier enden?

Er schlief vor Erschöpfung vor dem Futternapf einfach ein. Wie lange er dort drin lag, wusste er nicht, aber auf einmal ging der Kasten auf und eine Hand wollte ihn greifen.

Er fauchte und schlug mit der Pfote nach der Hand, die sich aber nicht ablenken ließ.
Er biss einfach zu, aber die Hand war nicht so wie ein Katzenfell, sie war viel härter.
Da er keine Menschen kannte, außer dem, der immer die Abfälle auf die Steine geworfen hatte, wusste der kleine wilde Kater natürlich nicht, dass es dicke Handschuhe waren, die seinem scharfen kleinen Zähne nichts anhaben konnten.

Zitternd und sich ganz klein machend saß er auf einem großen Tisch und wurde festgehalten. Dann spürte er einen Stich in seinem Rücken und auf einmal wurde er ganz müde. Es war ihm auf einmal ganz egal was mit ihm geschah, er fühlte sich ganz leicht und es wurde dunkel vor seinen Augen.

Fortsetzung folgt hinter einem anderen Türchen

© Silvia Rehling



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